Küffner

Aus dem Leben des Malers und Kupferstechers Abraham Wolfgang Küfners

Abraham Wolfgang Küfner, der vermeintliche "Fälscher" des weltberühmten Dürer-Selbstbildnisses, geboren in Betzenstein, am 3. Februar 1760

Die Legende
Der Legende nach soll die Stadt Nürnberg im Jahre 1799 das damals schon weltbekannte Selbstportrait im Pelzrock an den am 3. Februar 1760 in Betzenstein geborenen Maler und Kupferstecher Wolfgang Abraham Küfner zum Erstellen einer Kopie übergeben haben. Küfner soll jedoch die dicke Lindenholztafel, auf die Dürer in seinem 28. Lebensjahr sein eigenes Bildnis gemalt hatte, in zwei Platten gespalten und dadurch die vordere Platte mit dem Original und die hintere Platte mit den von den Nürnbergern angebrachten Echtheits-Siegeln erhalten haben. Auf die abgespaltene hintere Platte soll Küfner eine Kopie des Porträts gemalt haben. Da angeblich diese Tafel rückseitig die Echtheitsbestätigungen und Siegel trug, soll er sie ohne Schwierigkeiten anstelle des Original-Dürers der Stadt Nürnberg zurückgeben haben können.

Die Tatsachen
Tatsache ist, dass der Stadtgerichtsassessor Dr. G. G. von Petz und Küfner 1805 das Originalgemälde der kurfürstlichen Zentralgemäldegaleriedirektion München zum Kauf anboten. Diese kaufte den Original-Dürer für 600 Gulden. Heute ist das Selbstbildnis im Pelzrock eine der Hauptattraktionen der Alten Pinakothek Münchens und eines der berühmtesten Gemälde weltweit. Das Gemälde von A. W. Küfner, das er nach Dürers Selbstbildnis gemalt hat, befindet sich heute im nichtöffentlichen Bestand der Gemälde- und Skulpturensammlung der Stadt Nürnberg. Das Gemälde ist dort mit der Inv.-Nr.: Gm 0051 im Jahre 1817 inventarisiert worden.

Aus dem Leben des Maler und Kupferstechers
Was gibt es noch an weiteren Einzelheiten zu diesem wohl spektakulärsten Fall in der Kunstgeschichte? Abraham Wolfgang Küfner wurde am 3. Februar 1760 im Hause der Badestube zu Betzenstein als Sohn des Baders, Chirurg und Accoucheurs (=Geburtshelfer) Conrad Küfner geboren. (Schreibweise zeitweise auch »Küffner«)
Betzenstein war damals unter der Nürnberger Verwaltung durch den Pfleger Georg Alexander Peßler im Pflegamtsschloss zu Betzenstein. Als nächstes Datum findet sich in den Annalen die Einschreibung Küfners als Student an der Universität Altdorf (bei Nürnberg) im Jahr 1779. Von der Zahlung der Immatrikulationsgebühr wurde er durch eine Empfehlung von Gönnern befreit.
Am 14. April 1781 wechselt er zur Universität Erlangen und wird als Mathematikstudent eingeschreiben.
Seine künstlerischen Begabungen lagen jedoch mehr in der Kunst der Malerei. Mit diesem Talent konnte er sich am 23. Mai 1786 in der Reichsstadt Nürnberg als »Mignateur«, d.h. Miniaturmaler das Bürgerrecht erwerben.

Nunmehr 26jährig, scheint Küfner mit seinem Können sehr rasch erfolgreich geworden zu sein, denn er kann bald eine Familie gründen. Am 1. August 1786 wird er mit Anna Maria, Tochter des Baders und Wundarztes Johann Carl Friedrich Aichele getraut, der auch Feldscheer in der Burger-Cavallerie war. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.

Die von dem damals schon anerkannten Künstler geschaffenen Kupferstiche und auch kleinere Gemälde befinden sich heute noch in Bibliotheken, Archiven und Museen. Viele hunderte davon im Kupferstichkabinett der Kunstsammlungen der Veste Coburg.
Den Wohnort Nürnberg verlegte er mit dem Kauf des Zeidelmuttergutes am 23. August 1791 nach Feucht bei Nürnberg, das er aber 1792 wieder veräußerte.

Die Jahre 1798-1799 gehören zum Zeitabschnitt, in dem A.W.Küfner das Dürerselbstbildnis nachgemalt hat und um dessen Vorgänge viele Fabeln verbreitet wurden.

Die heutigen Erkenntnisse dazu sind folgende:
Laut Daniel Hess, Dürer-Experte am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, war das Originalbild zu Küfners Lebzeiten höchstwahrscheinlich gar nicht mehr in Besitz der Stadt Nürnberg. Schon in einem Bestandsverzeichnis von 1711 wird das Bild nicht mehr genannt. Dafür werden in Verzeichnissen zweier privater Sammlungen im 18. Jahrhundert Dürer-Bilder erwähnt: Die Nürnberger dürften es jedenfalls lange zuvor selbst aus der Hand gegeben haben, wie ein Hans Wilhelm Kress von Kressenstein 1625 in einem Bericht mitteilte: Das im Rathaus aufbewahrte Selbstbildnis sei von einem Rat der Stadt „verschencket“ worden. Martin Schawe, Experte für Altdeutsche Malerei bei den Staatsgemäldesammlungen, hält die Hinweise auf die Schenkung für vertrauenswürdig.

1837 taucht im Buch von Georg Kaspar Nagler: »Albrecht Dürer und seine Kunst« auf den Seiten 7 & 8 der Hinweis auf: „Der Künstler A. W. Küffner erhielt durch den schon mehrere Jahre verstorbenen Grafen Eckart den Auftrag, eine Copie nach diesem Bildnisse zu fertigen“. Falls dies zutrifft, widerlegt dies den Auftrag der Stadt Nürnberg und belegt dass das Original von Dürer schon in einer Privat-Sammlung war.
Auf keinen Fall kann die Spaltung der 67cm * 49 cm großen Lindenholzplatte durchgeführt worden sein. Auch heute wäre es technisch nicht möglich, eine so große Lindenholzplatte flächig so zu spalten, dass daraus zwei Platten werden, ohne das damals schon 300 Jahre alte Original zu zerstören. Zusätzlich steht in der Beschreibung aller in der Alten Pinakothek in München ausgestellten Gemälde, in der Ausgabe 1999 der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen auf Seite 167 über das Dürerselbstbildnis und die angebliche Spaltung geschrieben: »Eine kürzlich erfolgte Untersuchung des Münchner Bildes und der Kopien hat diese Annahme keineswegs bestätigen können.«
Die angebliche Kennzeichnung mit Siegeln auf der Rückseite ist auch als Legende einzustufen, denn laut Frau Dr. Kubach-Reutter, der Leiterin der Gemälde- Skulpturensammlung der Museen der Stadt Nürnberg, sind auf dem Gemälde von A. W. Küfner keine Siegel zu sehen!

Zusätzlich ist es hilfreich, diesen Vorgang unter den einschneidenden politischen Ereignissen in den Jahren von 1796 bis 1806 betrachten:
Nach Drängen der preußischen Verwaltung im benachbarten Ansbach unterstellte sich Nürnberg schließlich der preußischen Herrschaft. Der Vertrag wurde nicht vollzogen, da Preußen von Nürnbergs Schulden (1794/95 waren es nahezu 9,5 Millionen Gulden) abgeschreckt wurde. Im Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 blieb Nürnberg dennoch zunächst weiter unabhängig, bis nach Unterzeichnung der Rheinbundakte und dem Ende des Alten Reiches französische Truppen Nürnberg besetzten. Am 15. September 1806 übergab die französische Armee schließlich die Stadt dem Königreich Bayern, das alsbald eine Zivilverwaltung installierte und die Stadt administrativ in das Königreich eingliederte. Das Königreich Bayern übernahm 1806 die exorbitanten Schulden der Reichsstadt Nürnberg als Teil der gesamtbayerischen Staatsschulden und sorgte damit für deren Konsolidierung und Tilgung.

Küfner im Louvre
Während der zweiten französischen Besetzung 1801, wurde das Küfnersche Gemälde des Dürer-Selbstbildnises durch den französischen, nach Nürnberg befohlenen Kommissar Neveau (Neven?) als vermeintliches Original requiriert und ins Louvremuseum nach Paris gebracht.
Erst im Zeitraum 1813 bis 1817 kam das Küfnersche Dürer-Gemälde über Umwege, mit der Rückführung der von den Franzosen geraubten Kunstschätze, wieder nach Nürnberg. Danach soll es eine Zeit lang in der Silberstube des Rathauses und auch im zweiten Stock des Dürer-Hauses gehangen haben. Heute befindet sich das Gemälde von A. W. Küfner nach Dürers-Selbstbildnis im nicht öffentlichen Bestand der Gemälde- und Skulpturensammlung der Stadt Nürnberg.
(Das Gemälde ist dort mit der Inv.-Nr.: Gm 0051 im Jahre 1817 inventarisiert worden).

Zwischenzeitlich, boten der Stadtgerichtsassessor *)
Dr. G. G. v. Pez, Consulent
A. W. Küffner
Nürnberg, den 15. Juli 1805."
der kurfürstlichen Gemäldesammlung in München ein » Werk des so sehr geschätzten deutschen Künstlers Albrecht Dürer « » ein Gemälde dieses Meisters, und zwar sein eigen Bildnis « für 600 Gulden zum Kauf an.
Heute ziert dieses Porträt die alte Pinakothek in München.
Unter Inv.-Nr. 537 ist registriert:
Albrecht Dürer (1471 -1528),
Selbstbildnis im Pelzrock 1500,
Holz: 67,1cm * 48,9cm,
Erworben 1805 durch die Zentralgemäldegaleriedirektion.

Im Jahre 1804 orientierte sich Küfner wieder nach Betzenstein, wo er die Windmühle kaufte, mit deren Bau im Jahr 1801 dreiunddreißig Betzensteiner Bürger begonnen hatten. Der Bau scheint aber nicht vollendet gewesen zu sein, denn Küfner erwirbt für die Windmühle und für den Bau eines neuen Wohnhauses daneben am 27. April 1805 von der Nürnberger Forstbehörde 77 Baumstämme aus den Betzensteiner Wäldern gegen Rechnung.
Die Begleichung seiner Schulden zog sich aber hin, denn am 18. März 1806 schuldete Küfner noch das Holzgeld in Höhe von 147 fl. und 17 Krz. und auch die Wohnungsmiete in Nürnberg. Da er vorher zur Sicherheit beim Nürnberger Pflegamt in Betzenstein 200 fl. deponieren musste, ermächtigte er nun das Pflegamt die Schuldensumme dem Depot zu entnehmen.
Die Windmühle war aber nicht lange in seinem Besitz, denn schon 1806 war ein Conrad Hummert neuer Besitzer der Windmühle und Küfner hatte schon am 9. Juni 1806 wieder in Nürnberg einen Spezereiladen eröffnet, dessen Betriebserlaubnis ihm aber alsbald wieder entzogen wurde.

Ca. 1807 verbüßte er angeblich wegen Münzfälschung eine Haftstrafe auf der Veste Rothenberg bei Schnaittach. (Dies ist bisher aber nicht bestätigt, weil keine Original-Quellen vor Ort auffindbar sind.)
Zuletzt lebte er in Ingolstadt an der Donau, wo er am 5. Oktober 1817 an Schlagfluss verstarb.
Georg Gustav Wilhelm Petz von Lichtenhof
Geboren am 1.8.1759, 1786 Ratsconsulent der Reichsstadt Nürnberg,
1794 Assessor am Untergericht, 1799 Assessor am Stadt- und Ehegericht,
1808 Köngl. Bayerischer Gerichtsassessor, gest. 23.9.1813
(Lichtenhof ist Ortsteil von 90459 Nürnberg, mit Petzenschloss, Wirtstraße 74/76)