Burgruine Leupoldstein

Stadt Betzenstein, Ortsteil Leupoldstein

Auf einem Dolomitfelsriff südlich des Ortes Leupoldstein finden sich noch geringe Spuren einer abgegangenen Burg. Sie war bereits im 16. Jahrhundert, als das Amt Betzenstein nürnbergisch wurde, demoliert. Die Burg Leupoldstein soll nach der Vita des 1139 verstorbenen Bischofs Otto I. von Bamberg zu den sechs Burgen gezählt haben, die er zu seinen Lebzeiten erworben hatte. Er übergab die Burg und ihre grundherrschaftlichen Rechte und Einkünfte dem von ihm 1119 gegründeten Kloster Michelfeld. Die von Hellmut Kunstmann vorgestellte Geschichte von der Gründung eines bayerischen Edelfreien Leupold, der bei einem Kreuzzug ums Leben kam und dessen Vermächtnis die Burg dem Hochstift zuführte, stammt aus einem Michelfelder Kopialbuch des 15. Jahrhunderts und sollte eher kritisch betrachtet werden. 

1194 nannten sich zwei Bamberger Ministeriale „Ebermarus et Egilolfus de Luipoltstein“ nach der Burg. Im ältesten bischöflichen Urbar von 1323/27 findet sich das „castrum Leupoltstein“. Wenige Jahre später wurde das Ministerialengeschlecht von Wiesenthau mit der Burg belehnt. 1370 mussten sich die Brüder Eyring, Cunrad, Heinrich und Seybrecht von Wiesenthau dem Hochstift gegenüber mit einem Öffnungsrecht im Kriegsfall und einem Vorkaufsrecht für Bamberger Vasallen verpflichten. 1375 kamen die Wiesenthau untereinander in Streit, und bischöfliche Truppen mussten vor das Schloss ziehen, um einem Teil der Burgbesitzer wieder zu seinem Recht zu verhelfen. 1386 wurden Besitzteile an die Egloffsteiner verkauft.

Bald darauf folgte das Ende der Burg: Dietrich von Wiesenthau zählte zu den Landadeligen, die sich besonders mit Straßenraub hervortaten, sodass bei der von den Reichsstädten initiierten Strafaktion König Wenzels 1397 auch die Burg Leupoldstein eingenommen und zerstört wurde. Der König verbot auch den Wiederaufbau der Burg. Da andere Mitglieder der Familie von Wiesenthau noch bis 1422 mit ihren ererbten Teilen der Burg belehnt wurden, nahm Hellmut Kunstmann an, dass König Wenzel nur einen Teil der Burg gebrochen hatte. Der Nürnberger Burgenforscher vermutete den völligen Untergang der Burg im Hussitenkrieg um 1430. 

1498 und mehrmals im 16. Jahrhundert wurde der Leupoldstein als „Burgstall“ im Lehnsbesitz der Herren von Egloffstein bezeichnet. Bei der bekannten Erkundung der Landschaft, vom Nürnberger Rat vor dem Ausbruch des Landshuter Erbfolgekrieges 1504 in Auftrag gegeben, wurde in Leupoldstein nicht einmal mehr die Stelle der abgegangenen Burg bemerkt. 

Während auf Nürnberger Landkarten des frühen 17. Jahrhunderts die Burgruine zumindest schematisch dargestellt wurde, war nach einer Beschreibung von 1728 die Burgstelle weitgehend abgeräumt. Joseph Heller beobachtete 1842 noch geringe Mauerreste, die vermutlich beim bedauerlichen Bau des Leupoldsteiner Wasserwerks im Burgareal im 20. Jahrhundert beseitigt wurden.


1139
Besitz des Bischofs Otto I. von Bamberg, der die Rechte an das Kloster Michelfeld übertrug.
1323/27
Erwähnung der Burg als „castrum Leupoltstein“ im bischöflichen Urbar3 des Hochstifts Bamberg.
1370
Vier Gebrüder derer von Wiesenthau sind mit der Burg belehnt.
1386
Teile der Burg werden an die Egloffsteiner verkauft.
1397
Dietrich von Wiesenthau, der als Raubritter bekannt ist, wird von reichsstädtischen Truppen bezwungen und die Burg zerstört. König Wenzel verbietet den
Wiederaufbau der Burg.

Quellen
StAAm Kloster Michelfeld Urk. Nr. 12.

StAN Reg. v. Mfr., Lehenurkunden I Nr. 20.

Gelegenhait, Nr. 802.

Mon. Boica Bd. 25, S. 108.

Müllner II, S. 145 und 174.


Literatur
Kunstmann, Östliche Fränkische Schweiz, S. 428-433, mit Ansicht der Ruine als Ausschnitt aus der Karte von 1607.